Schwarzes Netz by McDermid Val

Schwarzes Netz by McDermid Val

Autor:McDermid, Val [McDermid, Val]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426440179
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2018-03-27T16:00:00+00:00


Alvin Ambrose holte die Schnur ein und starrte niedergeschlagen auf den leeren Angelhaken. Er war sicher gewesen, dass etwas dranhing. Na ja, offensichtlich war etwas dran gewesen. Etwas hatte den Köder geschnappt, aber nicht den Haken. Etwas, das auf seine Kosten fetter wurde. Angeln sollte doch angeblich beruhigen. Deshalb hatte ihm seine Frau zu seinem letzten Geburtstag eine einfache Ausrüstung gekauft. »Geh, setz dich ans Kanalufer und entspann dich«, hatte sie gesagt. Aber in Wirklichkeit saß er am Kanalufer und grübelte. Es war nicht das Gleiche. Nicht im Entferntesten.

Er verlagerte sein beträchtliches Gewicht auf dem winzigen Stuhl, hängte mit einem leichten Schaudern eine weitere Made an den Haken und warf die Rute aus. Bei der Arbeit hatte er nicht oft mit Maden zu tun gehabt; in West Mercia gab es nicht gerade häufig Mordtatorte. Aber ihm reichten die Fälle, die es gegeben hatte. Er mochte keine Maden, auch wenn sie für die Forensik nützlich waren. Die Wärme und der Gestank, die Massen von Maden erzeugten, wenn sie sich durch eine Leiche fraßen, konnten selbst den stärksten Magen umdrehen.

Ambrose seufzte und schaute das Ufer entlang. Zweihundert Meter weiter saß ein anderer Mann über Rute und Angelschnur gebeugt. Er hatte Ambrose misstrauisch beäugt und nicht geantwortet, als der Sergeant ihn gut gelaunt gegrüßt hatte. Das war auch so was. Er war daran gewöhnt, der einzige Schwarze im Raum zu sein – in der Kneipe, im CID, im Gerichtssaal –, obwohl es mit jedem Jahr, das verstrich, besser wurde. Aber an all diesen anderen Orten grüßten ihn die Leute. An einem Kanal hatte er noch nie einen anderen Schwarzen angeln sehen und noch nie einen Angler getroffen, der bereit war, mehr als den sparsamsten Gruß auszutauschen. Seine Frau versuchte ihn zu überzeugen, das sei eben so, weil Angeln eine Beschäftigung für Einzelgänger sei. Aber sie hatte keinen Erfolg damit gehabt. Deshalb hatte die Freizeitbeschäftigung, die ihm eigentlich helfen sollte, sich zu entspannen, ihn zu einem frustrierten Sonderling gemacht.

Sein Handy vibrierte und riss ihn aus seinen Grübeleien. Wenn er Glück hatte, war es vielleicht Arbeit. Etwas Interessantes, an dem er sich festbeißen konnte. »Eine Gelegenheit wäre gut«, murmelte er und stand auf, damit er das Handy aus der Tasche seiner Jeans herauswinden konnte, die an seinen muskulösen Oberschenkeln immer eng waren. »Nummer unterdrückt« stand auf dem Display. Also fast mit Sicherheit Arbeit. »Ambrose«, meldete er sich und legte Autorität in seine Stimme.

»Alvin? Hier ist Carol Jordan. Sie erinnern sich doch an mich?«

Als könnte er sie je vergessen. Carol Jordan, die Frau, die ihn in die Ermittlungen seiner Laufbahn gestürzt hatte, die ihm am meisten abverlangten. Eine Frau, die einen mit einem Blick vernichten, aber genauso mit Stolz und Selbstbewusstsein erfüllen konnte, wenn sie lächelte. »Ex-DCI Jordan«, sagte er. »Das ist ja eine Überraschung.«

»Fast korrekt«, sagte sie, und ein glucksendes Lachen begleitete ihre Worte. »Ich bin nicht mehr Ex. Ich bin wieder im Job und stelle ein Team zusammen, Alvin.«

Sein Herz tat einen Freudensprung, aber er mahnte sich, sich zurückzuhalten. Sie hatte ihn schon einmal



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